Vergessen

Vergessen ist schon etwas ganz Zwiespältiges. Eine Freundin hat mir am Telefon von den Kränkungen erzählt, die sie von Seiten ihrer Mutter erfahren hat. Da dachte ich im Stillen: vergiss es doch einfach. Der Partner stirbt, die Umstände quälen noch lange vor allem in schlaflosen Nächten.  Schnell vergessen ist ja in dem Zusammenhang nicht richtig. Erinnerungen durch andere ersetzen????Denk da nicht mehr dran, denk lieber an etwas anderes.

Denkbar ist, dass man bei kleinen Vergehen hofft, es könnte vergessen werden. Oder hat vielleicht ein Arzt oder Handwerker vergessen, eine Rechnung zu schreiben, wenn diese auf sich warten lässt.

Umgekehrt: um ein Haar hätte ich vergessen, die wiederkehrenden Beiträge zum Straßen reparieren zu zahlen.

Vor flächendeckendem Vergessen haben viele Angst, sie wollen nicht dement werden. Heute Nacht habe ich geträumt, ich habe bei einem Ausflug mit Freunden in eine fremde Stadt einen kleinen Spaziergang gemacht, mich verirrt, bin in einem ganz anderen Ort angekommen und konnte mich nicht mehr an den Namen des Ortes erinnern, wo meine Freunde waren. Handy funktionierte auch nicht, Bargeld war nicht viel in der Tasche und einen Geldautomaten gab es auch nicht. Es war schon unangenehm, aber nach einer Weile kam so ein Gedanke auf: jetzt ist es auch schon egal, versuche hier zurecht zu kommen. Aber es gab keine Vorstellung, wie das klappen könnte.

Verbindungen zu Menschen, die einmal wichtig waren, und abgerissen sind, lassen sich selten wieder aufnehmen. Eine Freundin von mir hat ihre alte Liebe ausfindig gemacht, sie haben auch zeitweise wieder zusammen gelebt, aber es hat doch nicht geklappt. Die Zeit war drüber weg gegangen. Was für ein Satz!!!

Träume vergisst man ja meist schneller, als es einem recht ist. Es sei denn, es gab so ein intensives Gefühl der Hilflosigkeit wie in meinem Traum heute Nacht. Ich bin aufgewacht und der ganze Rücken hat weh getan. Wie doch alles zusammenhängt!

3 Kommentare zu „Vergessen

  1. Ja, diese Handy-Träume kenne ich. Was hab ich in Träumen schon auf Handys ohne Tastaturen herumgehauen, was hab ich mich in Träumen vertippt, oder nichts erkannt, oder alles verschwand, oder die Zahlen änderten sich ständig, häufig Abflugdaten und das Gepäck wanderte und wucherte und war mal hier mal da und was war überhaupt für ein Tag und wo muss ich hin und um wie viel Uhr…

  2. Wenn man über’s Ohr gehauen wurde, und sich daran nichts mehr ändern lässt, dann ist’s sicher besser, das zu vergessen, statt sich hinein zu verbeißen.

    Aber das ist natürlich etwas anderes als Erinnerungen an Menschen, die einem lieb waren.

    Es rührt wohl ganz an die Tiefe der Persönlichkeit, was man vergisst und was nicht. Vieles, dass man wirklich vergisst, plagt einen ja auch nicht mehr. Nun wenn es zurückkommt, dann…

  3. Das ist dann auch so ähnlich wie mit der Welle, die wegspült, aber auch anspült. Aber wenn Zeit dazwischen liegt, dann ist es meist dann doch nicht mehr so richtig wahr, und man kann es getrost wieder vergessen. Ich wunder mich oft, an welch seltsame Sachen ich mich erinnere. Wenn ich Kartoffeln schäle, denke ich immer daran, dass meine Oma gesagt hat, sie schäle nicht gern trockene Kartoffen, mache sie lieber vorher nass.

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